Ein verlorener Zwilling mag im Aussen nie sichtbar gewesen sein – doch in der Tiefe hat er Spuren hinterlassen
Hallo feiner Mensch, schön bist du da! Ein Thema das sehr viele Menschen betrifft – und doch noch wenige darüber etwas wissen, ein Thema das mir persönlich sehr wichtig ist – denn ich weiss selbst wie es ist und ich weiss auch wie unglaublich viel Potential in diesem Thema steckt – ein Thema das mir sehr am Herzen liegt.
Ein verlorener Zwilling mag im Außen nie sichtbar gewesen sein – doch in der Tiefe hat er Spuren hinterlassen
Es gibt Menschen, die fühlen sich ein Leben lang innerlich nicht ganz angekommen. Sie spüren eine subtile Einsamkeit, tragen eine unerklärliche Sehnsucht in sich – nach Nähe, nach Ganzheit, nach einem fehlenden Gegenüber. Trotz äußerer Stabilität, sozialer Einbindung oder beruflicher Erfolge bleibt da etwas, das sich nicht füllt. Auch Schuldgefühle, diffuse Ängste oder der Eindruck, «zu empfindlich» für diese Welt zu sein, gehören dazu. Für manche liegt der Ursprung all dessen in einem kaum bekannten, sehr frühen Verlust: dem Verlust eines Zwillings oder Drillings im Mutterleib.
Man schätzt, dass etwa jede dritte bis vierte Schwangerschaft ursprünglich als Zwillings- oder Mehrlingsschwangerschaft beginnt. Doch viele dieser Zwillinge sterben in der sehr frühen Entwicklungsphase – oft innerhalb der ersten zwölf Wochen. Dieser Vorgang ist medizinisch bekannt als Vanishing Twin Syndrome. Der verstorbene Embryo wird vom mütterlichen Körper resorbiert, ohne dass die Mutter oder andere davon wissen. Für das überlebende Kind jedoch – den sogenannten alleingeborenen Zwilling – hinterlässt dieses stille Verschwinden eine grosse unsichtbare Narbe mit grossen Folgen.
Unser Leibgedächtnis speichert alles
Die Beziehung zu einem Zwilling beginnt sehr früh: vor dem ersten Herzschlag, noch bevor das Ich sich bildet. Diese tiefe Bindung – und ihr abruptes Ende – prägt das emotionale Erleben nachhaltig. Das Leibgedächtnis speichert diesen Verlust als erste Trennungserfahrung. Sie wirkt im späteren Leben weiter, obwohl sie dem bewussten Gedächtnis meist nicht zugänglich ist. Ungelöst ein Leben lang.
Hochsensible und hochintelligente Menschen sind besonders häufig betroffen. Ihre Wahrnehmung ist feiner, ihr Denken komplexer, ihr Empfindungsraum tiefer. Sie spüren früh, dass sie „anders“ sind – nicht im Sinne von besser, sondern in der Tiefe berührbarer, offener, verletzlicher. Sie tragen das Unsichtbare oft in sich, ohne Worte dafür zu haben. Viele erleben sich als suchend: nach Bedeutung, nach Verbindung, nach innerem Frieden, sind sehr harmoniebedürftig
Nicht wirklich im Leben sein – bei sich sein – ein grosses Thema bei alleingeborenen Zwillingen
Ein zentrales Thema bei alleingeborenen Zwillingen ist, dass sie sich oft schwer damit tun, wirklich ins Leben zu kommen. Sie leben nicht aus einer tiefen Freude heraus, sondern oft aus einem unbewussten Überlebensmodus. Der Verlust des Zwillings im Mutterleib wird zu einer tiefen Erfahrung von Unvollständigkeit, die sich in allen Lebensbereichen widerspiegeln kann. Typisch ist auch eine anhaltende innere Unruhe, ein Getriebensein ohne klaren Grund. Viele Betroffene finden keinen echten Frieden in sich. Sie spüren einen subtilen inneren Druck – als müssten sie etwas kompensieren, für zwei funktionieren, immer „etwas leisten“. Diese Rastlosigkeit hat oft nichts mit äußeren Anforderungen zu tun, sondern ist Ausdruck des frühen Bindungstraumas. Sie kann in Schlafstörungen, Reizbarkeit, psychosomatischen Beschwerden oder einem Gefühl von „nie zur Ruhe kommen“ münden.
Symptome wirken unterschiedlich
Die körperlichen Folgen sind vielfältig – Schwindel, Enge in der Brust, Herzschmerz, Hauterkrankungen, chronische Müdigkeit oder auch Skoliose, also eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule. Skoliose wird selten im seelischen Zusammenhang betrachtet, doch sie kann – gerade bei jungen Betroffenen – auch eine körperliche Manifestation tiefer innerer Schieflagen sein. Ein weiterer häufiger Ausdruck dieser frühen Verlusterfahrung sind Essstörungen. Essen ist mehr als Nahrungsaufnahme – es ist Nähe, Verbindung, Kontrolle, Trost. Alleingeborene Zwillinge entwickeln oft ein gestörtes Verhältnis zum Essen, das symbolisch für den verlorenen Zwilling steht: etwas, das fehlt, das kompensiert werden muss, das „von innen“ beruhigen soll. Essstörungen können als Versuch verstanden werden, eine innere Leere zu füllen, emotionale Kontrolle wiederzuerlangen oder das Gefühl der Getrenntheit unbewusst zu regulieren. Ob emotionales Essen, restriktives Essverhalten, Essanfälle oder Bulimie – in vielen Fällen steckt dahinter die unbewusste Dynamik eines frühen Verlusttraumas.
Viele alleingeborene Zwillinge erlauben sich nicht, das Leben wirklich zu genießen. Unbewusst glauben sie, das Glück, die Freude, die Leichtigkeit nicht verdient zu haben. Die Schuld am Überleben wirkt im Innersten weiter: „Ich habe überlebt – der andere nicht.“ Diese Schuld äußert sich in Überanpassung, Selbstverleugnung und einem tiefen inneren Verbot, das Leben voll zu leben. Genuss wird oft mit einem schlechtem Gewissen begleitet oder unbewusst sabotiert.
Fehlende Grenzen brennen auf Dauer aus
Burnout ist eine häufige Folge. Viele geben über Jahre hinweg mehr, als sie zurückbekommen, weil sie sich ständig beweisen und geben – ohne zu wissen, warum. Viel alleingeborenen Zwillinge haben ein Helfersyndrom, sie spüren sehr fein und extrem gut was andere brauchen und sind auch gleich zur Stelle. So übertreten sie oft Grenzen, indem sie ungefragt Helfen, «ohne zu Fragen» ob der andere die Hilfe überhaupt möchte! Die fehlenden inneren und äußeren Grenzen führen auf Dauer in die totale Erschöpfung. Denn sich hinten anstellen und auf eigene Bedürfnisse verzichten, können alleingeborene Zwillinge sehr gut. Auch das Messie-Syndrom, also das unkontrollierte Anhäufen von Gegenständen, kaufen, sammeln, sich nicht lösen von alten Sachen, kann Ausdruck eines inneren Schmerzes sein, der im Außen eine Struktur sucht. Die Unordnung im Raum spiegelt das emotionale Chaos wider – eine Reaktion auf den frühen Verlust, der nicht verarbeitet wurde.
Doch diese frühe Prägung ist kein Schicksal, dem man ausgeliefert bleibt – es gibt Möglichkeiten dieses Überlebensprogramm zu lös(ch)en. Besonders wirkungsvoll sind systemische Aufstellungen, bei denen die Dynamiken sichtbar gemacht werden und gelös(ch)t werden können.
Im therapeutischen Prozess kann dieses Trauma gelöst und transformiert werden. Dadurch wird der eigene Lebensweg wird wieder spürbar. Auch körperorientierte Traumatherapie, Arbeit mit dem Inneren Kind unterstützen diesen Wandlungsprozess. Das Ich darf sich entfalten – ohne Schuld, ohne Daueranpassung, ohne innere Unruhe. Aus dem Gefühl der Zerrissenheit kann echte Selbstverbindung entstehen. Aus der Suche nach dem anderen entsteht ein tiefes Wiederfinden des eigenen inneren Kerns. Das Leben darf endlich wirklich gelebt und genossen werden.
Gerne unterstütze ich dich in deinem Prozess – herzlich Maria