Selbstverbindung – mich selbst wieder fühlen

Zurück zu mir – sich im eigenen Körper wieder sicher fühlen

Viele Menschen verlieren sich im Laufe ihres Lebens – in Beziehungen, in Erwartungen, in der Anpassung an das, was andere brauchen oder fordern. Oft geschieht das nicht bewusst. Es ist ein Schutz, eine Überlebensstrategie, die irgendwann begonnen hat – meist sehr früh, lange bevor wir Worte für das fanden, was wir fühlten. Für ein Kind ist es lebensnotwendig, mit den Bezugspersonen in Verbindung zu bleiben – notfalls um den Preis, sich selbst dafür aufzugeben.

Wenn die ersten Bindungserfahrungen von Stress, emotionaler Unerreichbarkeit oder Unvorhersehbarkeit geprägt sind, kann sich keine sichere innere Basis entwickeln. Stattdessen entsteht ein Muster des sich Anpassen-Müssens, des Stillseins, des Rückzugs oder des Überfunktionierens. Kinder spüren intuitiv, was ihre Eltern (nicht) aushalten können – und formen sich entsprechend. Dabei bleibt oft ein Teil von ihnen auf der Strecke: das authentische Selbst, das lebendige Gefühl von „Ich bin da – und ich bin gemeint“.

Trauma – ob durch Vernachlässigung, emotionale Abwertung, Gewalt oder das Fehlen von Resonanz – trennt uns nicht nur von anderen, sondern auch von uns selbst. Die Verbindung zum eigenen Körper, zu den Gefühlen, zu den inneren Bedürfnissen wird unterbrochen. Es entsteht eine Leere oder eine innere Unruhe, die oft schwer greifbar ist. Wir suchen Halt im Außen, in Leistung, in Kontrolle, in Beziehungen – und verlieren dabei noch mehr den Zugang zu uns selbst.

Doch genau diese Selbstverbindung ist die Grundlage für Heilung. Es geht nicht darum, sich zu optimieren oder „endlich richtig“ zu fühlen. Es geht darum, wieder zu sich zu finden. Den Körper wieder zu bewohnen. Die eigenen Grenzen zu spüren. Die Bedürfnisse wahrzunehmen, auch wenn sie lange unterdrückt waren. Es braucht Mut, Geduld und manchmal Hilfe, um dorthin zurückzukehren, wo die Trennung einst begann.

Selbstverbindung bedeutet: Ich fühle mich. Ich nehme mich ernst. Ich darf da sein – mit allem, was ich bin. Es ist ein stiller, tiefer Prozess. Manchmal beginnt er damit, dass wir innehalten und uns erlauben, überhaupt zu spüren, was in uns vorgeht. Vielleicht das erste Mal ohne Bewertung. Ohne Schuld. Ohne „Ich müsste anders sein“.

Dieser Weg ist kein gerader. Alte Muster melden sich zurück. Der innere Kritiker wird laut. Doch jedes Mal, wenn wir uns bewusst für Kontakt entscheiden – zu unserem Inneren, zu unserem Körper, zu unserem Gefühl –, setzen wir einen heilsamen Impuls. Und mit der Zeit wird diese Verbindung stabiler. Nicht perfekt, aber echt.

Ich bin mein sicherer Ort – fühlen wir uns im eigenen Körper nicht sicher, können wir uns nirgends sicher fühlen.

„Sich sicher zu fühlen» und mit sich selbst in Verbindung zu kommen, ist kein spontanes Gefühl – es ist ein heilsamer, oft langer therapeutischer Prozess, der Zeit, Geduld und Begleitung braucht. Ein Weg der sich lohnt – der zu mehr Lebensqualität und emotionaler Freiheit führt.

Gerne lade ich dich zu einer Übung ein

Teil 1: Wo stehe ich gerade?

Nimm dir einen ruhigen Moment. Spüre deinen Atem. Beantworte folgende Fragen ganz ehrlich – es gibt kein Richtig oder Falsch.

1. Wann spüre ich mich selbst am deutlichsten?
(z. B. in der Natur, beim Malen, in der Stille, beim Sport…)

✍️ ____________________________________________________________

2. In welchen Momenten verliere ich den Kontakt zu mir?
(z. B. bei Konflikten, unter Stress, in bestimmten Beziehungen…)

✍️ ____________________________________________________________

3. Wie fühlt es sich an, wenn ich „bei mir“ bin?
(z. B. ruhig, lebendig, verbunden, sicher…)

✍️ ____________________________________________________________

4. Wie fühlt es sich an, wenn ich mich „verliere“?

✍️ ____________________________________________________________

Teil 2: Alte Muster erkennen

Unsere heutigen Reaktionen haben oft ihre Wurzeln in alten Beziehungserfahrungen. Dieses Bewusstwerden ist ein erster Schritt zur Veränderung.

5. Welche Botschaften habe ich früher oft gehört oder gespürt?
(z. B. „Du bist zu viel“, „Reiß dich zusammen“, „Ich sehe dich nicht“…)

✍️ ____________________________________________________________

6. Was habe ich daraus über mich selbst gelernt?

✍️ ____________________________________________________________

7. Welche dieser Überzeugungen wirken noch heute in mir?
(z. B. Ich darf keine Fehler machen, Ich muss stark sein, Ich bin nicht genug…)

✍️ ____________________________________________________________

Teil 3: Neue Verbindung aufbauen

Hier beginnst du, bewusst in Kontakt mit dir zu treten – freundlich, ohne Druck. Kleine Schritte zählen.

8. Was brauche ich in meinem Alltag, um mehr mit mir verbunden zu sein?
(z. B. Pausen, Bewegung, ein Nein aussprechen, Stille…)

✍️ ____________________________________________________________

9. Was kann ich heute ganz konkret tun, um gut für mich zu sorgen?
(Etwas, das einfach und umsetzbar ist – z. B. ein warmes Bad, 10 Minuten Atmen, einen Spaziergang)

✍️ ____________________________________________________________

10. Welchen Satz möchte ich heute innerlich zu mir sagen?
(z. B. „Ich bin in Ordnung, so wie ich bin“, „Ich darf fühlen“, „Ich bin da“)

✍️ ____________________________________________________________

Abschluss – Eine Geste der Selbstverbindung

Lege deine Hand sanft auf dein Herz oder auf den Bauch. Schließe für einen Moment die Augen. Sage still oder laut einen liebevollen Satz der dich unterstützt und nährt. Bleib für ein paar Atemzüge einfach bei dir. Kein Ziel, kein Müssen, einfach SEIN – nur Verbindung.